Immanuelkirche Köln

Die Immanuelkirche in Köln wurde 2013 neu errichtet und ist ein kompletter Holzbau. Sie ist multifunktionell geplant und beherbergt neben dem Gottesdientraum auch einen Gemeindesaal und ist als Ort für Konzerte und Veranstaltungen nutzbar.

Die Entstehung

Die zwei evangelischen Kölner Gemeinden Flittard und Stammheim mussten aus finanziellen Gründen, sowie aufgrund rückläufiger Zahlen der Gottesdienstteilnehmer fusionieren. Man entschied sich dafür, für die neu entstandene Großgemeinde einen Kirchenneubau zu errichten, anstatt eine der beiden bestehenden Sakralbauten zu nutzen. Das Grundstück in Flittard wurde verkauft, beide Kirchen abgerissen und auf dem Gelände der Gemeinde Stammheim der Neubau errichtet. Dafür wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den das Büro Sauerbruch Hutton aus Berlin für sich entschied.

Städtebauliche Planung

Das ganze Areal der Gemeinde in Stammheim wurde neu geplant. Aus dem Stadtteil heraus wird zuerst der Glockenturm sichtbar, welcher frei am Eingang zum Gelände steht. Durch große Treppenstufen ist der Zugang sehr einladend gestaltet.

Das Gelände soll Teil des öffentlichen Lebens werden, weshalb ein Schotterweg eingerichtet wurde. So kann man das Grundstück queren und es wird Teil des öffentlichen Wegenetzes. Der Gemeinde war es zudem sehr wichtig, den Baumbestand zu erhalten.

Neben dem Kirchengebäude ist auch eine kleine, kubische Kapelle errichtet worden. Diese ist jeden Tag frei zugänglich und soll ein Ruheangebot an die Städter sein.

Die Konstruktion

Aus Kostengründen hat man sich im Laufe der Planungsphase dafür entschieden, die Kirche in Holzbauweise zu errichten. Außen ist die Kirche mit dunkelbraunem Lärchenholz verkleidet, welches im Fischgrätmuster angeordnet ist. Innen kommt vorwiegend finnische Fichte zum Einsatz, aber auch einfache Grobspanplatten werden benutzt. Die Fichten-oberflächen sind geweißt und gewachst.

Die gesamte Immanuelkirche ist in Modulbauweise errichtet. Ein Modul besteht jeweils aus 4 Pfosten und 4 Zwischenplatten und ist 11 Meter hoch. Diese Pfosten strukturieren gleichzeitig den Gottesdienstraum. Die Module sind mit langen Schrauben im Boden verankert.

Der Grundriss der Kirche ist nach dem klassischen 3-schiffrigen Basilikabau konzipiert, interpretiert dieses Schema jedoch komplett neu. Es gibt ein zentrales Mittelschiff sowie zwei Seitenschiffe, die bei Bedarf geöffnet werden können. Ansonsten dienen sie als Gemeinschafts- oder Stauraum. Dadurch ist die Kirche multifunktionell auch für größere Gottesdienste, Gemeindeveranstaltungen oder Konzerte nutzbar.

Über dem Eingangsbereich befindet sich eine Empore, die zusätzliche Sitzplätze mit Blick in Richtung Altarwand bietet. Die Empore steigt treppenartig auf, Sitzbank und Treppe verschmelzen zu einem Objekt.

Das Licht

Durch den konsequenten Einsatz des Fichtenholzes bekommt die Kirche im Inneren einen warmen und hellen Charakter, obwohl es wenig Öffnungen gibt, die Tageslicht hereinlassen. Über dem Altar ist ein Lichtschacht eingebracht, welcher sich über die gesamte Breite des Gottesdienstraumes erstreckt. Durch diesen Schacht werden die Prinzipalstücke und vor allem die farbenfrohe Altarrückwand hervorgehoben.

Vom Altarbereich aus Richtung Empore engt sich der Raum immer weiter zu und läuft auf ein großes, minimalistisches Fenster zu. Dieses besteht aus satiniertem Glas mit einem asymmetrischen, schwarzen Kreuz. Durch das milchig-weiße Glas wird der Blick nach Außen verwehrt. Trotzdem sind die Umrisse der Bäume noch erkennbar.

Die Altarrückwand

Die Rückwand des Altars besteht aus aneinandergereihten Holzplatten, welche sich überschneiden, wodurch Lufträume entstehen und die Wand leicht wirkt. Die Holzplatten sind in 27 verschiedenen Farben lackiert. Dabei wird die Farbigkeit von unten nach oben heller, was den Effekt des Lichtschachtes über dem Altarbereich noch verstärkt. Die roten Holztafeln werden als Bluttropfen Jesu interpretiert. Hinter der Rückwand befinden sich die Orgelpfeifen, welche aus der alten Kirche übernommen wurden.

Die Materialien

Die Materialität ist sehr natürlich gehalten. Geprägt wird sie vom Einsatz des geweißten Fichtenholzes. Der Boden ist ein leicht ockerfarbener Terrazzo mit unterschiedlich grober Körnung. Die Wände in den Seitenschiffen und Verwaltungsräumen sind mit weiß gewachsten Grobspanplatten verkleidet.

Insgesamt ist die Materialität sehr schlicht und hell gestaltet. Durch diese Einfachheit entsteht ein warmer, sakraler, fast meditativer Charakter im Innern der Kirche.

Die Prinzipalstücke

Die Prinzipalstücke wurden aus der alten Kirche übernommen. Dadurch fallen sie etwas aus dem Bild der ansonsten sehr ganzheitlichen, minimalistischen Kirchengestaltung. Für die Gemeinde haben sie aber große emotionale und symbolische Bedeutung. In der Sakristei wurden zudem alte Mauersteine der Vorgängerkirche als Kreuz in den Terrazzoboden eingearbeitet.

Die Kapelle

In der Kapelle werden die gestalterischen Themen der großen Immanuelkirche im Kleinen übernommen. Beispielsweise gibt es auch hier einen Lichtschacht, durch welchen das Tageslicht von oben in den Raum hineinfällt.

Die Wände bestehen auch aus Fichtenholz, allerdings in einer anderen Verarbeitungsform. Die Stämme wurden fein geschält und aneinander geleimt. Dadurch entsteht eine sehr feine Struktur waagerechter Linien.

Generelle Informationen

  • Bauzeit: Juni 2012 – März 2013
  • Architekten: Sauerbruch Hutton, Berlin
  • Bauherr: Evangelische Brückenschlag-Gemeinde Köln Flittard/Stammheim
  • Nutzfläche: 615 m2
  • Baukosten: 2,87 Millionen € (KG 300 + 400)

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