St. Bonifatius Münster

Kirchenumnutzung St. Bonifatius Münster Verlagshaus Raumkörper

Geschichte

Die Pfarrkirche St. Bonifatius samt Pfarrzentrum und Glockenturm wurde von den Architekten Eberhard-Michael Kleffner und Christa Kleffner-Dirxen geplant und 1965 eingeweiht. 2004 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Durch die Zusammenlegung mehrerer Gemeinden, den Rückgang der Gottesdienstbesucher und nicht zuletzt drohenden kostenintensiven Sanierungsmaßnahmen wurde die Kirche im selben Jahr an den Dialogverlag Münster verkauft. Nach einem Architektenwettbewerb wurde der Vorschlag des Büros agn aus Ibbenbüren umgesetzt, im Februar 2005 wurde die Kirche mit einem letzten Gottesdienst profaniert und bereits Anfang 2006 bezogen die Mitarbeiter des Verlagshauses ihre neuen Arbeitsplätze in der Kirche.

Bestand

Der Kirchenbau aus der Nachkriegszeit ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich gestaltet. Der konische, parabelförmige Grundriss umfasst den Altarbereich und öffnet die Kirche zur Straße hin, was durch eine große Fensterfront unterstützt wird. Sowohl Außen als auch Innen wird die Atmosphäre durch den rohen Backstein geprägt. Eine weitere Besonderheit ist das Flachdach, welches im Inneren die Gestalt einer flachen Holzdecke annimmt.

Kirchenumnutzung St. Bonifatius Münster Verlagshaus Backsteinkirche Nachkriegszeit

Umbau

Aufgrund der Vorlagen des Denkmalschutzes wurde so wenig wie möglich in den Bestand eingegriffen. Es wurde ein eigenständiger Baukörper in Form einer Tischkonstruktion aus Beton in den ehemaligen Sakralraum eingesetzt. Die Kirche agiert als historische Hülle, die den neuen Bereich überdacht. Der neue Baukörper orientiert sich an den konischen Seitenwänden des ehemaligen Kirchenschiffes, in der Mitte bleibt ein freier Luftraum. Auch der ehemalige Altarbereich bleibt über die komplette Höhe des Raumes frei. Dort ist lediglich eine akustisch wirksame Rückwand aus Birnenholz eingebaut worden, welche geschickt auch als Bibliothek fungiert. Genutzt wird der ehemalige Altarbereich als kultureller Ort für öffentliche Konzerte und Veranstaltungen.

Im Neubau sind über drei Etagen Büros und Ausstellungsräume des Verlages angeordnet. Die oberen Geschosse werden über eine Treppe an der Seitenwand erschlossen. Sie ist damit Bindeglied zwischen Alt und Neu.

Auch im ehemaligen Pfarrzentrum sind Büros untergekommen, sowie ein Lager- und Kommissionierbereich. Auf das Flachdach des Pfarrzentrum wurde zudem ein transparenter, gläserner Aufbau gesetzt, welcher als Besprechungsraum dient.

Kirchenumnutzung St. Bonifatius Münster Verlagshaus Treppe

Material & Farbe

Eine moderne und schlichte Materialität & Farbigkeit des neuen Raumkörpers im Kirchenschiff unterstützen die konsequente Trennung von Neu und Alt. Dominierend sind Beton- und Glasoberflächen, die sich ganz strikt vom Holz und Backstein des Bestandsbaus absetzen. Gerade dadurch bleibt dieser in seiner Ursprünglichkeit für den Betrachter erlebbar.

Durch das viele Glas entstehen zudem sehr transparente und kommunikative Arbeitsbereiche.

Kirchenumnutzung St. Bonifatius Münster Verlagshaus Licht Spiegelung Transparenz

Licht

Um genügend Tageslicht für die Arbeitsplätze bereitstellen zu können, wurde das große Kirchenfenster zur Straßenseite durch transparentes Glas ersetzt. An den Seiten wurden, wo vom Denkmalschutz möglich, zusätzlich kleine Lichtschächte eingefügt.

Zudem wird viel mit künstlichem Licht gearbeitet. Atmosphärisch wirksam sind vor allem die indirekten Lichtbänder zum Innenraum zwischen den zwei Schenkeln des Raumkörpers.

Detail

Durch den geringen Eingriff in den Bestand konnten viele Details erhalten werden. Dazu gehören zum Beispiel die kleinen bunten Fenster im ehemaligen Altarbereich.

Generelle Fakten:

  • Umnutzung der ehemaligen Pfarrkirche St. Bonifatius in Münster zu einem Verlagshaus
  • 2004: Wettbewerb, 2005-2006: Bauzeit
  • Architekten: agn  – Paul Niederberghaus & Partner, Ibbenbüren, www.agn.de
  • Dialogversand: https://www.dialogversand.de