Rezension: ‚Zukunftsvisionen – Zur Fenstergestaltung des Christus-Pavillons im Kloster Volkenroda‘

Die ersten 21 Jahre des neuen Jahrtausends haben auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie stark sich Mensch, Natur und Technik gegenseitig beeinflussen. Die Publikation ‚Zukunftsvisionen – zur Fenstergestaltung des Christus-Pavillons im Kloster Volkenroda‘ dokumentiert ein Projekt, dass sich diesem Thema in künstlerisch theologischer Weise annimmt.
Ausgangssituation ist die notwendige Sanierung der Fenster des Christus-Pavillons, welcher 2001 für die Weltausstellung EXPO in Hannover zum Thema ‚Mensch, Natur, Technik‘ errichtet wurde. Daraus entstand ein interdisziplinäres Projekt zur kreativen Neugestaltung der Fenster. Es handelt sich dabei um eine Kooperation der Bauhaus-Universität Weimar und dem Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart der Philipps-Universität Marburg. Auch die Publikation versteht sich als bewusst interdisziplinäre und vielfältige Aufarbeitung des gesamten Projektprozesses.

Im ersten Teil erfolgt eine erste grobe Vorstellung des Projektes sowie dessen Einbettung in aktuelle gesellschaftliche Tendenzen. Der zweite Teil befasst sich spezifischer mit dem Christus-Pavillon und dessen Fenstergestaltung. So erzählt der Künstler und Glasmaler Julian Plodek, wie die Gestaltung von Kirchenfenstern mit der Architektur zusammenhängt und wie seine gegenständlichen Arbeiten eine Brücke zwischen biblischer Vergangenheit und moderner Lebenswelt erzeugen. Werner Reiterer gibt einen zeichnerisch untermalten Überblick zur Entwicklung des Kirchenfensters und erklärt, was das Smartphone mit dem Kirchenfenster gemeinsam hat. In einer liturgisch-architektonischen Analyse geht Thomes Erne der Frage nach, was das Christliche am Christus-Pavillon ist, und wie die Architektur das Bauwerk selbst als Darstellung Christi erscheinen lässt.

Aufbauend auf diesem und weiterem Hintergrundwissen werden dann die Zukunftsvisionen in Form von drei Entwürfen aus den studentischen Projektgruppen vorgestellt. Während ein Entwurf den Betrachter in eine globale Perspektive versetzt und ihm so den Einfluss des Menschen auf die Natur aufzeigt, erzeugt ein anderes Konzept durch digitale Methoden ein Naturerlebnis, dass den Betrachter in das Werk hineinzieht. Der dritte Entwurf legt kaleidoskopische Muster in bunten Farben auf die Fenster, welche aus der Natur inspiriert sind. Durch Licht, Farbe und Transparenz wird an die Spiritualität des Betrachters appelliert.

Die Publikation zeigt anhand dieser abwechslungsreichen Inhalte die gesamte Breite des Projektes auf. Gut nachvollziehbar werden Intention und gestalterische Umsetzung des Christus-Pavillons, vor allem in Bezug auf die besondere und unkonventionelle Fenstergestaltung des Kreuzganges, erläutert und analysiert. Die Zukunftsvisionen in Form spannender und vielfältiger Ideen für die Fenstergestaltung bilden das Herz der Publikation aus. Sie werden umfangreich in Form von Visualisierungen und Modellfotografien dargestellt und interpretiert. Der Leser wird so dazu angeregt, selbst über die vorgestellten Entwürfe nachzudenken und eigene Zukunftsvisionen zu entwickeln.
Die gesamte Publikation enthält viele bildliche Darstellungen in Form von Fotografien, Zeichnungen und Visualisierungen. In Kombination mit einem leicht verständlichen Sprachstil und relativ kurz gehaltenen Texten ist sie daher nicht nur für fachlich versierte Leser, sondern auch generell für interessierte Personen geeignet. Gleichzeitig zeigt die Publikation auf, wie interdisziplinäre, theologisch-künstlerische Projekte einen wichtigen Beitrag zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten leisten können.

Das Buch ‚Zukunftsvisionen – Zur Fenstergestaltung des Christus-Pavillons im Kloster Volkenroda‘ erschien 2021 im Jonas Verlag.
Herausgeber: Andrea Dreyer, Catalina Giraldo Vélez, Dorothea von Kiedrowski, Ana María Vallejo, Sabine Zierold